Grundlagen guter Fotos

Landschaftsfoto sw aus der Camarque: Dünenzaun, Sandmuster am Strand und Meer

In diesem Beitrag geht es darum, Dir die nötigen Tipps dazu an die Hand zu geben, mit deren Hilfe Du nur noch die Fotos schießt, die so sind, wie Du sie haben willst und nicht einfach nur eines, das „scharf und richtig belichtet“ ist.

Dieser Beitrag beschäftigt sich nicht so intensiv mit Technik beim Fotografieren, sondern mehr mit der gestalterisch-kreativen Seite der Fotografie.

Tolle Fotos oder schöne Erinnerungen ? Kläre Dein „Warum“ !

Wenn Du Dich auf den Weg machst, um anspruchsvoller zu forgrafieren, solltest Du Dir zuerst über Dein „Warum“ klar werden.

Was ist Deine Motivation, Dich näher mit der Fotografie zu beschäftigen ?

Ich sehe zwei grundsätzliche Motivationen zum Fotografieren:

Motivation 1:

Du willst nur noch scharfe und richtig belichtete Fotos Deiner Familie und Freunde erstellen und nette Erinnerungen von dort mitnehmen, wo Du gewesen bist – z.B. im Urlaub.

Motivation 2:

Du willst Fotos schießen, die einem universellen künstlerischen Anspruch gerecht werden und die auch für Menschen „interessant“ sind, die nicht zu Deinem engsten Kreis gehören oder die gleichen Erinnerungen mit Dir teilen.

Wenn die erste Motivation Deine ist, so kann ich Dir sagen: Du brauchst weder viel über die Fotografie zu wissen, noch Dich intensiver mit der Technik zu beschäftigen. Moderne Kameras – sogar auch solche aus Smartphones – erfüllen diesen Wunsch zu vermutlich 95%, indem Du mit Vollautomatik fotografierst.

Konzentriere Dich einfach auf die wichigsten Regeln der Bildgestaltung und lasse die Kamera den Rest machen.

Dieser Beitrag hilft Dir dabei künstlerisch orientierte Fotos zu schaffen

Ich will Dir dabei helfen, dass Du Fotos erstellen kannst, die auch einem künstlerischen Anspruch genügen.

Deine künstlerischen Fotos entstehen, ohne dass Du dafür ins Fotostudio gehen musst und sie sind möglich mit jeder handelsüblichen Digitalkamera.

Ein Teil der Tipps von mir sind sogar auf das Fotografieren mit dem Smartphone anwendbar. Dies jedoch mit Einschränkungen. Ab einem gewissen Punkt, ab einer bestimmten Vorstellung davon, wie Dein fertiges Foto aussehen soll, kommst Du nicht mehr darum herum, Einfluss auf eine oder mehrere der folgenden Parameter zu nehmen, die mit Smartphone-Kameras einfach nicht möglich sind, oder nur so umständlich einzustellen sind, dass Du es nicht machst:

  • Brennweite
  • Verschlusszeit
  • Blende
  • ISO / Lichtempfindlichkeit

Neben der Motivauswahl selbst und dem Suchen des perfekten Standpunktes für Dein Foto sind das eben die einzigen Parameter, auf die Du bei der Fotografie direkten technuschen Einfluss hast.

Während ein Maler noch zwischen verschiedenen Pinseln, Farben und den Materialien für sein Bild wechseln kann, oder ein Bild an einem ganz anderen Ort enstehen lässt als an dem, an welchem er sich aufhält, entsteht Dein Foto immer dort wo Du bist, zunächst auf dem Bildsensor Deiner Kamera und wird dann auf dem Speichermedium abgespeichert.

Alles, was vorher nicht durch Brennweite, Verschlusszeit, Blende und Lichtempfindlichkeit gesteuert wurde, ist zunächst einmal nicht vorhanden.

In einem bestimmten Umfang und mit unterschiedlichem Aufwand ist natürlich in der Nachbearbeitung am PC noch einiges möglich, aber für die Aufnahme an sich stimmt die oben beschriebene Beschränkung.

Ich möchte Dir viele Tipps dazu zu geben, wie Du auf der Speicherkarte Deiner Kamera schon möglichst das Bild mit nimmst, das Du Dir wünschst.

Alles, was danach zu tun wäre gehört in den Bereich der Bildbearbeitung, die in diesem Artikel nur ganz kurz gestreift wird.

Grundlagen der Fototechnik

Zunächst einmal kommst Du nicht darum herum, Dich mit einigen Grundlagen der Fotografie zu beschäftigen. Für ein gutes Foto ist es nicht unbedingt erforderlich, dass Du alles machst, was fototechnisch möglich ist. Du solltest aber zumindest die Zusammenhänge verstehen, um zu wissen wo Du eingreifen musst, um einen gewünschten Bildeffekt zu erzielen.

Das tatsächliche Ergebnis wirst Du am Ende nur erreichen, wenn Du Dich traust, mit diesen Parametern zu experimentieren.

Allerdings ist es ein Trugschluss, dass bessere Fotos durch mehr und immer ausgefeiltere Technik entstehen.

Den größten Einfluss auf die Entstehung guter Fotos sind:

  • Dein Willen zu fotografieren
  • Deine Beschäftigung mit dem Motiv
  • Die bewusste Gestaltung des Fotos
  • Den bewussten Einsatz der richtigen Belichtungsmethode
  • Den bewussten Einsatz der richtigen Brennweite
  • Die Objektivqualität (gebe bitte mehr Geld für Objektive als für die Kamera aus – es gibt heute keine schlechten Kameras mehr….)

Was ist Fotografie ?

Fotografie ist – einfach erklärt – „Zeichnen mit Licht“.

In den Anfängen der Fotografie, die zurück geht auf Da Vincis „Camera Obscura“, schien ein kleiner Lichtstrahl, der durch den Fensterladen seines Zimmers einfiel, auf eine Wand und projizierte eine Kirche gegenüber des Fensters.

Da Vinci nutze die Gelegenheit und zeichnete das projizierte Bild ab.

Im nächsten Schritt erstetzten die Gebrüder Daguerre die Wandfläche gegen eine fotoempfindliche Schicht auf einer Glasplatte, packten diese in einen Holzkasten und ließen durch ein Objektiv Licht auf diese Glasplatte fallen.

In der Tat: Es gab noch keinen Verschluss an der „Kamera“, sondern der Lichteinfall wurde mit einem Deckel auf dem Objektiv an- und ausgeschaltet: Deckel ab – Licht fällt ein, Deckel zu – Licht bleibt draußen.

Das Prinzip der „Kamera obscura“ ist bis heute gleich geblieben, wenn auch wesentlich komfortabler und technisch genauer geworden.

Im Zeitalter der digitalen Fotografie wurde die beschichtete Glasplatte gegen einen Bildsensor ersetzt und der Deckel, der den Lichteinfall ein- und ausschaltet gegen ein komplexes System an Kameraverschlüssen und Objektivblenden ersetzt.

Die wichtigsten Parameter der Digitalfotografie

Zu den Parametern, die es immer schon in der Fotografie gab, wie Belichtungszeit, Blende, Verschlusszeit, Brennweite und Filmempfindlichkeit, kommen in der Digitalfotografie noch die Art des Bildsensors und die programmierte Steuerung der Verschlusszeiten hinzu.

Genau genommen auch noch der Bildprozessor, der das Ergebnis des auf dem Bildsensor auftreffenden Bildes vor dem Abspeichern noch einmal verändert.

Da Du auf diesen aber keinen direkten Einfluss hast, sei er hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Auf diese Parameter hast Du beim Fotografieren direkten Einfluss

Bildsensorgrößen

Mit dem Kauf Deiner Kamera hast Du Einfluss auf die Größe des Bildsensors.

Die Größe des Bildsensors hat im Wesentlichen auf drei Parameter großen Einfluss:

  • Die Anzahl der Bildpunkte (und deren Größe)
  • Den Dynamikumfang des Bildes (wie viele Abstufungen sind noch sichbar abbildbar, bevor die Fläche „weiß“ oder „schwarz“ wird).
  • Das Bildrauschen
  • Die Lichtempfindlichkeit

Sehr zugespitzt kann man sagen: Je größer der Bildsensor, desto größer der Dynamikumfang, je geringer das Bildrauschen, je größer die Lichtempfindlichkeit und je größer die Vergrößerungsfähigkeit des späteren Fotos.

Und: Je kleiner die Sensoren, desto kleiner die Kameras und desto kleiner sind die Objektive.

Vollformatsensoren

In Anlehnung an das früher populäre 35 mm Filmformat (auch „Kleinbild“ genannt), spricht man von einem „Vollformatsensor“, wenn dessen Fläche 24 x 36 mm groß ist.

Vollformatkameras gibt es von vielen großen Herstellern, außer von Fuji, die sich auf APS-C und Mittelformat spezialisert haben und von Olympus, die sich auf ein kleineres Sensorformat spezialisiert haben (Micro Four Thirds – MFT).

APS-C Sensoren

APS-C Sensoren haben eine um ca. 1/3 kleinere Fläche als Vollformatsensoren.

Außer von Olympus und von Panasonic werden sie von allen Kameraherstellern angeboten.

MFT-Micro Fout Thirds Sensoren

Diese sind auf ihre Fläche bezogen halb so groß wie Vollformatsensoren und werden von Olympus und von Panasonic in ihren Kameras verbaut.

1 Zoll Sensoren

Handy- und Kompaktkameras.

Mittelformat Sensoren

Mittelformat Sensoren sind in der Regel 50% größer als Vollformatsensoren und werden vor allem von Fuji, Hasselblad und Phase One in Kameras verbaut.

Welcher Bildsensor ist nun der richtige für Dich ?

Die Antwort auf diese Frage ist total einfach: Es kommt darauf an, was Du mit Deinen Fotos vorhast und unter welchen Bedingungen Du fotografierst..

Da eine Kaufberatung den Umfang und das Ziel dieses Artikels sprengen würde, solltest Du das Thema mit dem Verkaufsberater Deines Vertrauens ausführlich besprechen.

Grundsätzlich bin ich der persönlichen Ansicht, dass für die meisten Fotografierenden das „Vollformat“ unsinnig ist und sie besser mit APS-C oder MFT bedient sind.

In diesem Beitrag habe ich mich näher mit dem Thema „Die beste Kamera für Dich“ beschäftigt.

Dateiformat – RAW oder JPEG ?

In der Digitalfotografie unterscheidet man grundsätzlich zwei wichtige elektronische Bildformate voneiander: RAW und JPEG.

RAW-Dateien speichern das Foto so ab, wie es der Bildsensor aufgenommen hat.

JPEG -Dateien sind bereits in der Kamera von verschiedenen Algorithmen bearbeitet und werden demnach als bearbeitete Fotos auf der Speicherkarte abgelegt.

Was und wie genau da bearbeitet wird, legt der Hersteller der Kamera fest. Die Zielsetzung von JPEGs sind meist kräftig leuchtende und gleichmäßig belichtete Fotos.

Die meisten Digitalkameras und Smartphone-Kameras sind so voreingestellt, dass sie standardmäßig das Foto in JPEG aufzeichnen.

Wer ernsthaft kreativer fotografieren will, der kommt um die Fotografie mit RAW-Dateien aus meiner Sicht nicht herum.

RAW-Dateien enthalten ein Vielfaches an Informationen, die man bei der Nachbearbeitung am PC herauskitzeln kann. Je schwieriger die Licht- und Motivsituation ist, desto wichtiger ist die Nachbarbeitung am PC.

Ein Beispiel sind hohe Kontraste im Bild (der schattige Bachlauf im Wald, mit gelegentlichen Einschüssen der hoch stehenden Sonne, Bäume im Gegenlicht etc…).

Diese Motive können so richtig befriedigend nur aus der RAW-Datei entwickelt werden.

JPEG oder Raw ? Ein Vergleich mit Kloßteig

Du kannst Kloßteig mit Mehl, Eiern, Grieß und Wasser selbst herstellen und somit vollständigen Einfluss auf Geschmack, Konsistenz und Größe der Klöße nehmen.

Das entspricht der RAW-Datei.

Du kannst natürlich auch einen fertigen Kloß kaufen, ihn nur noch in Wasser kochen und vor dem Servieren in einem bestimmten Umfang geschmacklich verändern.

Manche Dinge, wie z.B. die Konservierungsstoffe darin, kannst Du überhaupt nicht mehr verändern.

Das entspricht der JPEG-Datei.

So, wie es manchmal sinnvoll ist, den Fertigteig zu verwenden, gibt es natürlich auch sinnvolle Anwendungsfälle für JPEGs (Stichwort: Gleichmäßig belichtetes, gefälliges Foto mit natürlichen Farben).

Aber: Niemals wird ein Kloß aus der Tüte Deinen umfänglichen Geschmackscharakter besitzen und wohl niemand wird nach dem Essen desselben in Tränen auf seinem Stuhl zerfließen, weil er dieses Geschmackserlebnis noch einmal vor seinem Tode erleben durfte….

Eher wird es heißen: Ja, war ok….

Anspruchsvolle schwarz-weiß-Fotos – nur in RAW

Farbe dokumentiert, schwarz-weiß kreiert.

Für die Alltagsfotografie in Farbe (Familie, Freunde, Erinnerungen) hat die JPEG-Fotografie definitiv ihre Berechtigung.

Wer auch nur ansatzweise anspruchsvoller schwarz-weiß fotografieren möchte, kommt derzeit nicht um die RAW-Fotografie herum.

Nur damit ist es möglich, ganz gezielt Schatten aufzuhellen, Lichter abzudunkeln und vieles mehr, was in der schwarz-weiß-Fotografie unumgänglich ist.

Mach´ doch einfach beides…

Alle aktuellen Systemkameras auf dem Markt können parallel RAW und JPEGs aufzeichnen. JPEGs sind am PC etwas leichter zu handhaben (da sie z.B. von allen populären Bildbetrachtern angezeigt werden können).

Das macht es mitunter einfacher, wenn Du Dir Deine Jagdergebnisse auf dem PC anschauen und beurteilen willst.

Der Nachteil: Du brauchst natürlich mehr Speicherplatz, da Du ja bei jedem Foto 2 Dateien abspeicherst.

Brennweite

Die Brennweite des Objektivs bezeichnet Abstand zwischen der Hauptebene einer optischen Linse oder eines gewölbten Spiegels und dem Fokus (Brennpunkt). Sie wird in Millimeter (mm) angegeben.

Der Brennpunkt liegt auf dem Bildsensor Deiner Kamera. Dorthin „bündelt“ sich das Licht zu einem scharfen Bild.

Das menschliche Auge hat eine Brennweite, die – bezogen auf Vollformat – ca. 35 -50 mm Brennweite entspricht.

Alles was größer als 50 mm ist wird als Teleobjektiv bezeichnet, alles was darunter liegt, als Weitwinkelobjektiv.

Wie gesagt: Bezogen auf Vollformat / Kleinbild.

Für das Fotografieren mit APS-C wird die Brennweite mit dem Faktor mal oder durch 1,5 umgerechnet.

Bei MFT mit dem Faktor 2.

Bei APS-C ist also ein Objektiv mit der Brennweite 33 mm das, welches dem Blick des menschlichen Auges am nächsten kommt.

Bei MFT ist es ein 25 mm Objektiv.

Der Einfachheit halber beziehe ich mich in diesem Buch grundsätlich auf Vollformatsensoren.

Belichtungszeit

Belichtungszeit nennt man in der Fotografie die Zeit, in der das Licht auf den Bildsensor trifft. Sie wird in Sekunden und Sekundenbruchteilen angegeben (z.B. 1/125 sek).

Wieviel Belichtungszeit man braucht hängt davon ab, wie hell es ist, welche Lichtempfindlichkeit bei der Kamera eingestellt (ISO) ist und welche Blende am Objektiv gewählt wurde.

Grundsätzlich gilt, dass die längste Verschlusszeit, die man aus der Hand verwacklungsfrei fotografieren kann, der Umkehrwert der Brennweite des gewählten Objektivs ist.

Beispiel:

Objektiv 50 mm = längstmögliche Verschlusszeit 1/50 sek. (1/60 ist üblich).

Objektiv 100 mm = längstmögliche Verschlusszeit 1/100 sek. (1/125 ist üblich).

Moderne und hochwertige Kameras verfügen häufig über Bildstabilisatoren, die diesen Wert erweitern, sprich: Eine längere Verschlusszeit aus der Hand zulassen, ohne zu verwackeln.

Während Du belichtest passiert ja aber nicht nur bei Dir etwas, sondern auch bei Deinem Motiv.

Es geht ja auch darum, nicht nur die Verwackler Deiner Hand auszuschließen, sondern auch die so genannte Bewegungsunschärfe Deines Motives.

Stell Dir vor, Du belichtest z.B. 2 Sekunden lang ein Portrait eines Menschen und der schüttelt in der Zeit seinen Kopf… dann siehst Du diese Bewegung auch auf dem Bild – als so genannte Bewegungsunschärfe.

Die kann natürlich aus gestalterischen Überlegungen gewünscht sein, ist sie das aber nicht, gilt es, eine möglichst kurze Verschlusszeit zu wählen.

Dazu ist die obige Formel sicherlich ein guter Anhaltspunkt.

Mit fortschreitender Erfahrung bekommst Du ein Gespür dafür, wie weit Du diese Empfehlung ausdehnen kannst….

Blende

Die Blende ist ein im Objektiv eingebautes Teil, dass die Menge des Lichts steuert, die durch das Objektiv auf den Bildsensor fällt (nicht zu verwechseln mit dem Verschluss, der durch die Veränderung von Belichtungszeit die Menge des Lichts auf den Sensor steuert).

Dir größtmögliche Blendenöffnung, die ein Objektiv in der Lage ist zu liefern, nennt man Lichtstärke. Die Angabe „105/1.8“ auf dem Objektiv bedeutet also, dass das Objektiv 105 mm Brennweite besitzt und eine maximale Blendenöffnung von 1.8 erreicht.

Ist die Blende „zu“(geschlossen) besteht nur noch ein kleines Loch, durch das Licht durchs Objektiv auf den Sensor fällt.

Ist die Blende „offen“ fällt viel Licht durchs Objektiv auf den Sensor.

Physikalisch beginnt die Skala der Blendenöffnung bei 1,00 (diese gibt es aber in der Praxis wenig und sie sind teuer) und reduziert sich rechnerisch immer um die mathematische Wurzel aus 2, also 1.4.
Dadurch kommen die typischen Blendenzahlen zustande: 1.4, 2.8, 3.5,… bis 22 (oder 64 bei größeren Kameraformaten).

Wichtig ist, sich hier mit den üblichen Sprechgepflogenheiten vertraut zu machen:

Große Blende = offene Blende = kleine Zahl (1.4 / 1.8)

Kleine Blende = geschlossene Blende = große Zahl (16 / 22)

Neben der Lichtmenge, welche die Blendenöffnung steuert, kommt ihr aber in der Fotografie eine viel wichtigere Bedeutung bei der Gestaltung von Fotos zu:

Die Blende ist nämlich – im Zusammenspiel mit der Brennweite – verantwortlich für die sogenannte „Vordergrund- und Hintergrundunschärfe“ eines Bildes, die Schärfentiefe.

Das ist der Bereich, der vor und nach dem Brennpunkt noch scharf abgebildet wird.

Besonders häufig fällt einem das bei Portraits auf: Augen, Nase und Haare sind knackig scharf, die Landschaft (der Hintergrund dahinter) verschwimmen.

Grundsätzlich gilt: Die Schärfentiefe verteilt sich 1/3 vor dem Brennpunkt und 2/3 hinter dem Brennpunkt (also dem scharf gestellten Teil Deines Bildes).

Die Blende – eines der wichtigsten Bildgestaltungselemente

Die Blende ist für Dich daher eines der wichtigsten Bildgestaltungselemente überhaupt, da Du mit ihrer Hilfe beeinflusst, was im Bild genau scharf und was unscharf abgebildet wird.

Die gestalterisch gewünschte Unschärfe nennt man Bokeh.

In vielen Fotoratgebern wird nur von der Hintergrundunschärfe gesprochen. Das ist aber zu kurz gesprungen, da es für die Bildgesaltung auch sehr wichtig ist, den Bereich vor dem scharf gestellten Teil des Bildes bewusst zu steuern.

In der Portraitfotografie wird beispielsweise oft auf die Augen scharf gestellt, während die Nase leicht unscharf eingestellt wird – eben mit Hilfe der Blende, die die Schärfentiefe steuert.

Je größer die Blende, desto größer ist das Bokeh (unschärfer), je kleiner die Blende, desto kleiner ist das Bokeh (desto schärfer ist der Bereich vor und hinter dem Brennpunkt / dem Hauptmotiv).

In der Portraitfotografie sind deshalb leichte Teleobjektive von ca. 80 mm bis 120 mm mit einer hohen Lichtstärke (große Blende) sehr beliebt, weil sie das Hauptmotiv frei stellen und den Vordergrund und Hintergrund gesteuert unscharf stellen können.

Die Erzielung eines weichen und harmonischen Bokehs ist eine der größten Herausforderungen für Objektiventwickler, da ein weiches Bokeh immer in Konkurrenz zu einer kontrastreichen Abbildung steht.

Wenn Du Dich mal wunderst, warum so ein „kleines Tele“ mit einer 1.4er Lichtstärke so viel Geld kostet – der Grund ist die dahinter stehende Qualität des Objektivs.

Bokeh

Wie oben schon geschrieben bezeichnet Bokeh die Unschärfe, die vor und hinter dem scharf gestellten Punkt eines Objektes liegt.

Sie wird überwiegend gesteuert durch die Blendenöffnung des Objektivs in Abhängigkeit von der Brennweite und der Sensorfläche.

Dabei gelten folgende Gesetzmäßigkeiten:

Je größer die Brennweite und je kleiner der Abstand zum Objekt und je offener (größer die Blende), desto größer das Bokeh.

Anders rum:

Je kleiner der Sensor und je kleiner die Brennweite des Objektivs (z.B. Weitwinkel) und je kleiner die Blende, desto kleiner das Bokeh (desto schärfer werden alle Objekte im Bild).

Da Smartphonekameras kleine Sensoren nutzen (meist ¾ Zoll), weißt Du nun auch, warum bei einem Handy praktisch immer „alles scharf“ ist und warum eine Handykamera nur sehr eingeschränkt für bildgestalterische Aufgaben geeignet ist.

Kompaktkameras arbeiten meist mit einem 1 Zoll Sensor und sind daher auch nur eingeschränkt für gestalterisches Arbeiten mit Schärfe / Unschärfe geeignet.

ISO / Lichtempfindlichkeit des Sensors

Beim chemischen Film spricht man von der „Filmempfindlichkeit“. Sie ist ein Maß dafür, wie hell es sein muss, damit noch eine Abbildung auf den Film stattfinden kann.

Als ich in den 80er Jahren zu fotografieren begann, war der ISO 100 Film das Maß aller Dinge für „Alltagsfotografie“ bei schönem Wetter.

Presseleute, die öfters mal bei Schummerlicht fotografieren mussten, nahmen gerne einen Film mit ISO 400 oder ISO 800.

Spezialfilme lagen dann so bei ISO 1600 bis 3200.

Danach war ziemlich Schluss, zumindest für Normalsterbliche.

Das Problem bei höheren ISO-Zahlen ist, dass die Bilder immer körniger werden, je höher die Lichtempfindlichkeit steigt. Deswegen ist man immer bestrebt, mit einer möglichst niedrigen ISO-Zahl zu arbeiten (außer man will das Korn aus gestalterischen Gründen haben).

Moderne Kameras verfügen über eine Lichtempfindlich bis zu mehreren zehntausend ISO (aktuell bis zu 250.000 ISO).

Das Thema „Körnigkeit“ besteht aber auch bei digitalen Bildsensoren.

Da nennt man es nur nicht mehr „Korn“ sondern „Bildrauschen“.

Wo die Grenze der jeweiligen Kamera liegt, bei der sie noch in der Lage ist, ein Bild mit geringem Rauschen bei immer noch hohem Kontrast abzuliefern, kannst Du am besten in einem der unzähligen Testberichte nachlesen, die von Fachzeitschriften dazu veröffentlicht werden.

Grundsätzlich kann man aber sagen, dass:

Je größer der Bildsensor ist, je besser seine Fähigkeit ist, noch bei wenig Licht rauschfreie Bilder mit einer hohen ISO-Zahl zu erzeugen.

Bei Vollformat liegt dieser Wert bei ca. 6400 ISO / 12800 ISO.

Bei APS-C und MFT liegt er bei ca. 3200 ISO bis ca. 6400 ISO.

Das ist allerdings eine sehr holzschnittartige Aussage und dasThema solltest Du Dir für Deinen Fall genau anschauen.

Unabhängig von den Details dieser Fragestellung ist aber die Lichtempfindlichkeit Deiner Kamera ein entscheidendes Bildgestaltungselement.

Sie gehört neben Blende und Belichtungszeit zum so genannten „Belichtungsdreick“ der Fotografie.

Das Belichtungsdreieck

Bei gleich starkem Licht gilt: Ein Verdoppelung der ISO-Zahl lässt eine Halbierung der Blende oder eine Halbierung der Belichtungszeit zu.

Bei gleicher Blende muss bei einer Halbierung der ISO-Zahl doppelt so viel Licht auf den Sensor gelassen werden, also durch Verlängerung der Belichtungszeit um das Doppelte.

u.s.w.

Veränderst Du bei gleichen Lichtverhältnissen einen der drei Parameter ISO, Blende oder Belichtungszeit muss Du mindestens einen der anderen Parameter ebenfalls verändern, um die gleiche Belichtung zu erreichen.

Da die Blende eines Objektivs einen wesentlichen Einfluss auf das Bokeh im Bild hat und Du diese daher gezielt mehr öffnest oder schließt ist es klar, warum die ISO-Zahl so wichtig für Dich bei der Bildgestaltung ist….

Sie spielt neben der Brennweite, der Belichtungszeit und der Blende eine entscheidende Rolle bei Deinen Möglichkeiten der Bildgestaltung.

Beispiel:

Für meine Landschaftsaufnahmen bin ich oft stundenlang in Wald und Flur zu Fuß unterwegs. Ich versuche, das Equipment in meinem Rucksack daher so klein und so leicht wie möglich zu halten.

In dunklen Waldgebieten fotografiere ich oft aus der Hand, ohne Stativ.

Da ich die Blende als häufigstes Bildgestaltungselement verwende und es bei langen Verschlusszeiten zu Verwacklungen käme, bin ich auf eine Kamera angewiesen, die auch bei hoher ISO-Zahl noch knackige Bilder liefert. Ich fotografiere im Wald oft mit 5000 oder 6400 ISO.

Die gleiche Herausforderung haben Fotografen, die andächtige Szenen fotografieren: In der Kirche, bei Beerdigungen u.s.w. und die anwesenden Gäste nicht mit Blitzlichtgewitter stören wollen.

Belichtungssteuerung: A,S,P,M,Auto….

Jeder ist ein Fotograf – bis M

Hinter diesem Bonmot verbirgt sich die Gewissheit vieler Fotografen, dass nur diejenigen, die im Zweifelsfall genau wissen, wann sie welche Belichtungssteuerung an ihrer Kamera wählen, die besseren Ergebnisse erzielen.

Kurzum: Bei Systemkameras und bei höherwertigen Kompaktkameras hast Du meist eine Auswahl zwischen mehreren Möglichkeiten, um die Belichtung zu steuern. Du kannst alles manuell machen (also Blende und Belichtungszeit beliebig einstellen), oder diese Steuerung einer der vielen Belichtugsautomatiken Deiner Kamera überlassen (A,S,P,Automatik).

Um es gleich vornweg zu nehmen: Das ist kein Plädoyer gegen das Fotografieren mit Automatiken. Diese haben alle ihre Berechtigung.

Ich ermutige Dich aber dazu, Dich mit dem Thema auseinander zu setzen und genau zu entscheiden, wann Du was benutzt.

Denn: In diesem Artikel geht es darum, Dir die nötigen Tipps dazu an die Hand zu geben, mit deren Hilfe Du nur noch die Fotos schießt, die so sind, wie Du sie haben willst und nicht einfach nur eines, das „scharf und richtig belichtet“ ist.

Bei modernen Kameras kann man auch die Wahl des ISO-Wertes automatisch wählen lassen und sogar vorher Maximal- und Minimalwerte dafür festlegen (um z.B. Bildrauschen zu vermeiden). Dies geht in der Regel für alle genutzten Belichtungssteuerungen, auch für M.

A – Zeitautomatik

Weiter oben hast Du ja schon gelesen, dass die Blende eines der wichtigsten Gestaltungselemente für Deine Fotografien ist. Es gibt Motive, bei denen die Belichtungszeit so gut wie keine Rolle spielt und es einzig und alleine darauf ankommt, dass bestimmte Bereiche des Bildes so scharf und unscharf sind, wie Du es haben willst.

Das ist natürlich in der Portraitfotografie so, aber auch beim Fotografieren von Details aus der Nähe (Makrofotografie) und bei Landschaftsaufnahmen (hier soll vielleicht alles von hinten bis vorne knackescharf sein …).

Mit der Zeitautomatik Deiner Kamera sucht sich diese die zu dem Motivlicht, der eingestellten Blende und dem ISO-Wert passende Belichtungszeit aus.

Du kannst Dich also einfach auf die Einstellung der richtigen Blende konzentrieren, um die Schärfentiefe im Bild zu erzeugen, die Du haben willst.

Die meisten Kameras warnen Dich, wenn Du in den Bereich einer Belichtungszeit kommst, die ein verwacklungsfreies Fotografieren aus der Hand unmöglich machen. Dann musst Du ggfs. ein Stativ verwenden oder am ISO-Wert oder an der Beleuchtung des Motivs etwas ändern….

S – Blendenautomatik

Bei dieser Einstellung wählt die Kamera die zur Lichtsituation und zur eingestellten Belichtungszeit passende Blende automatisch.

Für Sportfotografen, die darauf angewiesen sind, dass ihre sich schnell bewegenden Objekte keine Bewegungsunschärfen erzeugen, ist das oft die beste Einstellung.

Sie stellen die längstmögliche Belichtungszeit ein, die für ihr Motiv richtig ist, konzentrieren sich auf die Verfolgung desselben und die Kamera macht den Rest.

Die Kamera warnt den Fotografen, falls das Licht nicht ausreicht und Unterbelichtungen oder Überbelichtungen drohen.

P – Vollautomatik

Mit der P-Einstellung überlässt Du der Kamera die Steuerung von Belichtungszeit und Blende vollständig.

Die meisten P-Automatiken in Kameres lassen aber noch eine so genannte „Shift-Funktion“ zu. Mit Hilfe dieser kannst Du trotz Vollautomatik noch eine andere Belichtungszeit, Blende oder einen ISO-Wert einstellen. Alle anderen Parameter werden dann automatisch gesteuert.

Auto – Intelligente Programmautomatik

Bei „Auto“ bewegen wir uns im Bereich der KI – der künstlichen Intelligenz.

In der Regel sind bei dieser Einstellung an der Kamera keine Eingriffe mehr in die Belichtungssteuerung durch den Fotografen möglich.

Die Kamera erkennt anhand hinterlegter Vergleichsmuster, um welche Szene es sich handelt, welcher Dynamikumfang im Motiv beseht und vieles, vieles mehr – und errechnet daraus die ideale Kombination aus Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert.

Das Ziel ist ein scharfes und „richtig“ belichtetes Bild.

Für die Alltagsfotografie in Familie und für typische Urlaubs-Erinnerungsfotos dürfte das die beste Wahl sein.

Allerdings sind damit kreative Unterbelichtungen, Überbelichtungen, Bokehsteuerung, Bewegungsunschärfen u.s.w. nicht mehr möglich.

Aber dafür ist diese Einstellung ja auch nicht gedacht….

Kreativprogramme

Bei vielen Kameras gibt es noch die so genannten „Kreativprogramme“, die bestimmte Bildeffekte erzeugen, wie z.B. „Dramatik“, oder „intensive Farben“ oder „schwarz-weiß“….

Genau genommen sind diese Programme das Gegenteil von „kreativ“- außer bezogen auf den Programmierer, der den Algortithmus dazu entwickelt hat. Sie liefern Dir einfach einen voreingestellten Bildeffekt, wie ihn der Hersteller programmiert hat. Mit einer persönlichen Handschrift des Fotografen hat das aber wenig bis nichts zu tun.

Diese Automatiken erzeugen immer ein von der Kamera stark nachbearbeites JPEG-Bild.

Kreative Fotografen, die Fotos schießen wollen, die ihre persönliche Handschrift tragen, vergessen diese Einstellung sofort wieder.

Wenn Du diese Einstellungen nutzen willst, findest Du außerhalb dieses Buches genügend Anleitungen, wie damit umzugehen ist.

Wie wirklich gute Fotos entstehen

Um es gleich vorweg zu nehmen: Bitte verabschiede Dich von der Vorstellung, dass die meisten guten Fotos als „Schnappschuss“ nebenbei entstehen.

Ein künstlerisch anspruchsvolles Foto, das mehr enthält, als ein „scharfes und gleichmäßig belichtetes Motiv“, setzt fast immer eine Beschäftigung mit einem vorhandenen Motiv voraus – von echten Zufällen abgesehen.

Selbst in der Straßenfotografie im Stile „Henri-Cartier-Bressons“ und ähnlicher Ikonen, kann man bei deren Werken nicht mehr vom Zufall sprechen, da die quasi immer eine Kamera bei sich trugen und ständig auf der Suche nach „dem Schnappschuss“ waren.

Ich weiß, wovon ich rede. Wenn ich ohne Kamera aus dem Haus gehe, bin ich wahrscheinlich krank, oder schlimmeres ….

Wie sich nach Jahrzehnten herausstellte, war sogar der berühmte Kuss in Paris von Doissenau ein gestelltes Foto mit Models… Wer hätte es gedacht ?!

Neben der eingesetzten Fototechnik – Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert, Objektivbrennweite und vielem mehr, entsteht ein gutes Foto, indem Du Dich mit einem Motiv, einer Szene, die Du siehst beschäftigst, sie von verschiedenen Standpunkten aus betrachtest und ihren „Spirit“ bewusst erfasst.

Meist entsteht es durch probieren, experimentieren und dem bewussten gestalten eines Fotos aus einem bestehenden Motiv / einer Szene.

An dieser Stelle möchte ich Dir noch den Tipp geben: Versuche nicht, während eines Spazierganges mit Deiner besseren Hälfte oder Deinen Eltern mit einer Speicherkarte voll toller Fotos nach Hause zu kommen. Nicht jeder wird es mögen, wenn Du stundenlang um einen Baum schleichst, um nach zig Perspektivwechseln und Belichtungsreihen endlich „Heureka“ rufst und weitergehen willst.

So, wie Dienst bekanntlich Dienst und Schnaps bekanntlich Schnaps ist, sind „fotografieren gehen“ und „spazieren gehen mit dem Liebsten“ zwei paar Schuhe (trotzdem: Nimm Deine Kamera ruhig mit – natürlich kannst Du auch schöne Fotos beim Spazierengehen schießen….).

Bitte verinnerliche beim Fotografieren den folgenden Merksatz:

Das Motiv ist nicht das Foto. Das Foto liegt im Motiv und muss noch erarbeitet werden !

Sehe Deine Stadt wie ein Tourist

Eine schöne Übung dafür, wie aus Motiven tolle Fotos werden können ist die folgende:

Gehe durch Deine Stadt, Dein Dorf oder durch eine Gegend, die Du gut kennst, wie ein Tourist.

Schaue in jeden Winkel, an dem Du vorbei kommst, betrachte selbst scheinbare Banalitäten, die Dir auffallen länger und überlege Dir, was es hier gerade interessantes zu sehen gibt.

Beschäftige Dich mit der Szene, die Du siehst. Betrachte sie durch den Suche / den Monitor Deiner Kamera. Verändere die Brennweite, spiele mit Bildausschnitten, belichte über, belichte unter und schau, wie das Ergebnis auf Dich wirkt.

Ist die Szene wirklich ein interessantes Farbfoto, oder wäre es in schwarz-weiß vielleicht noch schöner ?

Wer unmittelbar vor seiner eigenen Haustür keine guten Fotos machen kann, der kann es auch woanders nicht. Das einzige, das wechselt, sind die Motive, aus denen man gute Fotos erstellen kann.

Für uns Westeuropäer ist natürlich eine Straßenszene im fernen Orient ein „tolles Motiv“. Für den Orientalen, der dort lebt, ist es einfach der banale Alltag.

Zum Festhalten Deiner Erinnerungen reicht es, wenn Du die orientalische Straßenszene mit der Programmautomatik Deiner Kamera „scharf und richtig belichtet“ fotografierst.

Für ein besonders schönes Foto musst Dich aber intensiver mit der Szene beschäftigen.

Jage keinen Postkartenmotiven hinterher

Es ist ja soooo verlockend: Du bist in eine schöne Gegend gereist, vielleicht mit einem Natur-Hotspot oder einem historischen Stadtkern, und möchtest dort auch genauso ein geiles Foto schießen, wie Du es schon hundertfach auf Postkarten, Postern und als Wandbild von diesem Motiv gesehen hast…

Wieder zuhause angekommen entdeckst Du, dass Dein Foto dieses Supermotivs so gar nicht so toll aussieht, wie auf den Postkarten, die es davon überall zu kaufen gibt und auch mit viel Photoshop-Einsatz kriegst Du es nicht so hin…

Entspann Dich ! Es liegt nicht (nur) an Dir !

Wie ich weiter oben schon ausführe, entstehen die besten Bilder seltenst „spontan“, als Schnappschüsse.

Während die „Locals“ die Gelegenheit haben, ihre Hotspots zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten zu besuchen und einfach aufs beste Licht oder den menschenleeren Domplatz zu warten und aus hunderten von Fotos dasjenige aussuchen können, das am Ende aufs Poster kommt, musst Du als Reisender oft einfach die Gelegenheit ergreifen, die sich Dir gerade bietet.

Alternativ müsstest Du womöglich wochenlang Dein Lager am Postkartenmotiv aufschlagen , bis Du ein Foto schießen kannst, bei dem einfach alles stimmt.

Einige Landschaftsfotografen machen das tatsächlich so – oder so ähnlich.

Das Problem bei diesen Fotohotspots (auch „Pixelstrich“ genannt) ist das: Während Du Dich womöglich vergeblich bemühst von dort genauso ein tolles Foto zu schießen, wie Du es von den Postkarten kennst oder aus dem Reiseprospekt, verpasst Du die anderen Fotochancen.

Du kannst bei jedem Licht und zu jeder Tages- und Nachtzeit jensets der Pixelstriche wunderschöne Motive finden und tolle Fotos schießen. Nur eben vielleicht gerade nicht vom Postkarten-Hotspot.

Nimm es einfach hin und mach die anderen schönen Fotos – löse Dich vom Zwang das nächste Superfoto von dem Hotspot zu machen, den alle fotografieren – und wenige mit viel Aufwand auch noch „magisch schön“.

Mir ging es vor einigen Jahren bei einer Tour durch Ostdeutschland so. Ich plante einen exttra Abestecher zu „Rakotzbrücke“ – wohl eines der populärsten Fotomotive in Deutschland.

Bekannt durch seine gigantische Spiegelung der runden Brücke im künslich angelegten See.

Als ich dort ankam, war das Wasser weg und der See eine Baustelle, in der die Erde aufgewühlt war und dort Bagger herumstanden…

Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um ein stimmungsvolles Foto der Rakotzbrücke zu schießen..

Shit happens…

Oder gerade jetzt – auf meiner Tour durch die Ardeche – bei der ich den „Pont d´Arc“ praktisch immer nur entweder im grellen Sonnenschein vorfand oder bei „weißem“ Abendhimmel (booooring).

Also gibt es aus meiner Ardeche-Tour eben kein spekakuläres Foto von mir vom Pont d`Arc.

Aber einige andere schöne Fotos aus der Ardeche (Schlucht).

Jage Postkartenmotiven hinterher

Es hat schon seine Gründe, dass so viele Postkartenmotive so oft fotografiert und publiziert werden. Es spricht also nichts dagegen, dass Du es auch versuchst, von so einem Hotspot ein tolles Foto zu schießen. Eventuell musst Du Dich – aufgrund der aktuellen Bedingungen – eben mal mit einem Erinnerungsfoto zufrieden geben.

Grundlagen der Bildgestaltung

In der Kunst gibt es bekanntlich kein Richtig und kein Falsch.

Aber es gibt ein paar etablierte Regeln, die Dir dabei helfen können Fotos zu erzeugen, die für den Betrachter harmonisch komponiert sind.

Die Drittelregel

Abgeleitet von der etwas komplizierteren Regel des „Goldenen Schnittes“ hat sich in der Fotografie die so genannte „Drittelregel“ etabliert.

Sie steht für Bildkompositionen, bei denen das fertige Bild in Drittel unterteilt ist. Diese Drittel können horizontal oder vertikal eingeteilt sein.

Das typische „Knipsbild“ nimmt ein Motiv in die Mitte des Fotos – oder bildet es möglichst formatfüllend ab. Fotos, die so komponiert sind, können ganz nett sein, oft fehlt ihnen aber die Spannung.

Ein wirklich einfaches Rezept, um mehr Pepp ins Bild zu bringen ist, es zu dritteln.

Das Hauptmotiv muss nicht in der Mitte des Bildes stehen. Es kann z.B. auch am Rand eines Bildes platziert sein.

Die Hotizontlinie zwischen Himmel und Erde muss nicht durch die Mitte des Bildes laufen; oftmals bringt alleine schon die Aufteilung 1/3 zu 2/3 (Himmel / Erde) ein wesentlich spannenderes Foto zutage.

Die Drittelregel lässt sich aber nicht nur auf Landschaftsfotos anwenden: Auch bei Ganzkörperportraits ist es oft spannender, sein Modell z.B. an den Rand zu stellen und vielleicht mal in den „negativen Raum“ blicken zu lassen.

Der negative Raum

Der negative Raum wirkt als ruhendes Gegengewicht zum Hauptmotiv eines Bildes.

Der Blick, der ins Leere geht, das offene Meer links vom Leuchtturm oder der weite Himmel neben den ausladenden Ästen eines imposanten Baumes….

All das sind typische Beispiele für den „negativen Raum“.

Gerade in Kombination mit der Drittelregel kannst mit deren bewusstem Einsatz bei der Bildgestaltung schon viel spannendere Fotos schaffen, als bisher.

Führende Linien

Führende Linien nennt man Linien im Bild, die den Betrachter des Bildes geradezu zu einem Motiv hinführen.

Typische Beispiele führender Linien sind Küstenlinien, die den Betrachter des Bildes z.B. entlang der Strandlinie bis zum Leuchtturm führen.

Linien im Motiv kommen aber nicht nur am Meer vor: Achte bewusst darauf, ob Du in der Szene, die Dir gefällt Linien findest, die Du als führende Linie nutzen kannst.

Das können aufgemalte Linien auf der Straße sein, der Bachlauf, ein Weg im Feld, Schatten und vieles mehr.

Kombiniere führende Linien mit der Drittelregel und schon hast Du spannendere Bilder als zuvor..

Wird ständig fortgeschrieben

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