Wie wirklich gute Fotos entstehen – Fototipps

Hier findest Du meine ganz persönlichen Tipps für bessere Fotos

Dieser Beitrag ist ein Dauerwerk; ich schreibe immer wieder daran, wenn mit Gedanken kommen, die ich irgendwie für hilfreich halte, um bessere Fotos zu erhalten.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Bitte verabschiede Dich von der Vorstellung, dass die meisten guten Fotos als „Schnappschuss“ nebenbei entstehen.

Ein künstlerisch anspruchsvolles Foto, das mehr enthält, als ein „scharfes und gleichmäßig belichtetes Motiv“, setzt fast immer eine Beschäftigung mit einem vorhandenen Motiv voraus – von echten Zufällen abgesehen.

Selbst in der Straßenfotografie im Stile „Henri-Cartier-Bressons“ und ähnlicher Ikonen, kann man bei deren Werken nicht mehr vom Zufall sprechen, da die quasi immer eine Kamera bei sich trugen und ständig auf der Suche nach „dem Schnappschuss“ waren.

Mit jedem Foto, dass sie schossen, hatten sie die Chance besser zu werden.

Ich weiß, wovon ich rede: Wenn ich ohne Kamera aus dem Haus gehe, bin ich wahrscheinlich krank, oder schlimmeres ….

Wie sich nach Jahrzehnten herausstellte, war sogar der berühmte Kuss in Paris von Robert Doissenau ein gestelltes Foto mit Models… Wer hätte es gedacht ?!

Neben der eingesetzten Fototechnik – Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert, Objektivbrennweite und vielem mehr, entsteht ein gutes Foto, indem Du Dich mit einem Motiv, einer Szene, die Du siehst beschäftigst, sie von verschiedenen Standpunkten aus betrachtest und ihren „Spirit“ bewusst erfasst.

Meist entsteht es durch probieren, experimentieren und dem bewussten gestalten eines Fotos aus einem bestehenden Motiv / einer Szene.

Für mich selbst ist genau dieser Vorgang etwas Spirituelles, Meditatives, Entschleunigendes…

An dieser Stelle möchte ich Dir noch den Tipp geben: Versuche nicht, während eines Spazierganges mit Deiner besseren Hälfte oder Deinen Eltern mit einer Speicherkarte voll toller Fotos nach Hause zu kommen. Nicht jeder wird es mögen, wenn Du stundenlang um einen Baum schleichst, um nach zig Perspektivwechseln und Belichtungsreihen endlich „Heureka“ rufst und weitergehen willst.

So, wie Dienst bekanntlich Dienst und Schnaps bekanntlich Schnaps ist, sind „fotografieren gehen“ und „spazieren gehen mit dem Liebsten“ zwei paar Schuhe (trotzdem: Nimm Deine Kamera ruhig mit – natürlich kannst Du auch schöne Fotos beim Spazierengehen schießen….).

Bitte verinnerliche beim Fotografieren den folgenden Merksatz:

Das Motiv ist nicht das Foto. Das Foto liegt im Motiv und muss noch erarbeitet werden !

(könnte von mir sein – huch – ist er ja! 🙂 ).

Sehe Deine eigene Stadt wie ein Tourist

Eine schöne Übung dafür, wie aus Motiven tolle Fotos werden können ist die folgende:

Gehe durch Deine Stadt, Dein Dorf oder durch eine Gegend, die Du gut kennst, wie ein Tourist.

Landschaftsfoto aus der Ardeche in sw "Dachpanorama"

Schaue in jeden Winkel, an dem Du vorbei kommst, betrachte selbst scheinbare Banalitäten, die Dir auffallen länger und überlege Dir, was es hier gerade interessantes zu sehen gibt.

Beschäftige Dich mit der Szene, die Du siehst. Betrachte sie durch den Suche / den Monitor Deiner Kamera. Verändere die Brennweite, spiele mit Bildausschnitten, belichte über, belichte unter und schau, wie das Ergebnis auf Dich wirkt.

Ist die Szene wirklich ein interessantes Farbfoto, oder wäre es in schwarz-weiß vielleicht noch schöner ?

Wer unmittelbar vor seiner eigenen Haustür keine guten Fotos machen kann, der kann es auch woanders nicht. Das einzige, das wechselt, sind die Motive, aus denen man gute Fotos erstellen kann.

Für uns Westeuropäer ist natürlich eine Straßenszene im fernen Orient ein „tolles Motiv“. Für den Orientalen, der dort lebt, ist es einfach der banale Alltag.

Zum Festhalten Deiner Erinnerungen reicht es, wenn Du die orientalische Straßenszene mit der Programmautomatik Deiner Kamera „scharf und richtig belichtet“ fotografierst.

Für ein besonders schönes Foto musst Dich aber intensiver mit der Szene beschäftigen.

Jage keinen Postkartenmotiven hinterher

Es ist ja soooo verlockend: Du bist in eine schöne Gegend gereist, vielleicht mit einem Natur-Hotspot oder einem historischen Stadtkern, und möchtest dort auch genauso ein geiles Foto schießen, wie Du es schon hundertfach auf Postkarten, Postern und als Wandbild von diesem Motiv gesehen hast…

Wieder zuhause angekommen entdeckst Du, dass Dein Foto dieses Supermotivs so gar nicht so toll aussieht, wie auf den Postkarten, die es davon überall zu kaufen gibt und auch mit viel Photoshop-Einsatz kriegst Du es nicht so hin…

Entspann Dich ! Es liegt nicht (nur) an Dir !

Wie ich weiter oben schon ausführe, entstehen die besten Bilder seltenst „spontan“, als Schnappschüsse.

Während die „Locals“ die Gelegenheit haben, ihre Hotspots zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten zu besuchen und einfach aufs beste Licht oder den menschenleeren Domplatz zu warten und aus hunderten von Fotos dasjenige aussuchen können, das am Ende aufs Poster kommt, musst Du als Reisender oft einfach die Gelegenheit ergreifen, die sich Dir gerade bietet.

Alternativ müsstest Du womöglich wochenlang Dein Lager am Postkartenmotiv aufschlagen , bis Du ein Foto schießen kannst, bei dem einfach alles stimmt.

Einige Landschaftsfotografen machen das tatsächlich so – oder so ähnlich.

Das Problem bei diesen Fotohotspots (auch „Pixelstrich“ genannt) ist das: Während Du Dich womöglich vergeblich bemühst von dort genauso ein tolles Foto zu schießen, wie Du es von den Postkarten kennst oder aus dem Reiseprospekt, verpasst Du die anderen Fotochancen.

Du kannst bei jedem Licht und zu jeder Tages- und Nachtzeit jensets der Pixelstriche wunderschöne Motive finden und tolle Fotos schießen. Nur eben vielleicht gerade nicht vom Postkarten-Hotspot.

Nimm es einfach hin und mach die anderen schönen Fotos – löse Dich vom Zwang das nächste Superfoto von dem Hotspot zu machen, den alle fotografieren – und wenige mit viel Aufwand auch noch „magisch schön“.

Mir ging es vor einigen Jahren bei einer Tour durch Ostdeutschland so. Ich plante einen extra Abestecher zu „Rakotzbrücke“ – wohl eines der populärsten Fotomotive in Deutschland.

Bekannt durch seine gigantische Spiegelung der runden Brücke im künslich angelegten See.

Als ich dort ankam, war das Wasser weg und der See eine Baustelle, in der die Erde aufgewühlt war und dort Bagger herumstanden…

Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um ein stimmungsvolles Foto der Rakotzbrücke zu schießen..

Shit happens…

Oder gerade jetzt – auf meiner Tour durch die Ardeche – bei der ich den „Pont d´Arc“ praktisch immer nur entweder im grellen Sonnenschein vorfand oder bei „weißem“ Abendhimmel (booooring).

Also gibt es aus meiner Ardeche-Tour eben kein spekakuläres Foto von mir vom Pont d`Arc. (allerdings gefällt mir persönlich das hier unten auch gut).

Aber es gibt einige andere schöne Fotos aus der Ardeche (Schlucht).

Jage doch Postkartenmotiven hinterher

Es hat schon seine Gründe, dass so viele Postkartenmotive so oft fotografiert und publiziert werden. Es spricht also nichts dagegen, dass Du es auch versuchst, von so einem Hotspot ein tolles Foto zu schießen. Eventuell musst Du Dich – aufgrund der aktuellen Bedingungen – eben mal mit einem Erinnerungsfoto zufrieden geben.

Fotografiere für Dich (nicht für den Ruhm)

Heutzutage wird viel zu viel für die Aufmerksamkeit von anderen gemacht – das ist wohl eine Folge des Social-Media-Hypes.

Millionen von Fotos, Videos und Beiträgen insgesamt dienen wohl nur dazu „Likes“ von anderen zu erhalten.

Ganz ehrlich: Aus fotografischer Sicht kann ich oft nur den Kopf darüber schütteln, welch „technisch und gestalterisch schlechten Fotos“ auf Social-Media gehypt werden, im Vergleich zu vielen „guten“, die keine Beachtung finden.

OK, ich schweife ab… aber die Kernbotschaft dieses Abschnittes ist: Fotografiere die Bilder, die Dir gefallen. Sorge dafür, dass Du das, was Du fotografisch erreichen möchtest, auch erreichst und kopiere nicht einfach nur etwas, das andere schön gemacht haben und das wieder andere schön finden.

Ich selbst habe bis heute noch nicht ein einziges „Preset“ in Photoshop genutzt, um irgendwelche Fotos im „Look & Feel“ zu gestalten, den andere sich ausgedacht haben.

Alle meine Fotos „entwickle“ ich in der digitalen Dunkelkammer so, wie sie mir gefallen und verwende keine vorgefertigten „Looks“ (Presets).

Auch bei den Motiven fokussiere ich ausschließlich auf das, was mich anspricht. Ich habe z.B. unzählige Fotos von „Blättern“ – also von Laub, weil es mich immer wieder fasziniert.

Vermutlich werde ich niemals auch nur eines davon verkaufen – aber es gefällt mir, also fotografiere ich es.

Mache Dir stets bewusst: „Wer sich immer nach dem Vordermann ausrichtet, ist nie vorne“ und „Wer nur tut, was alle tun, bekommt auch nur das, was alle bekommen.“

Also: Scheiß auf den Ruhm, scheiß auf die Likes auf Social-Media – mach Deine Fotos einfach nur für Dich (und freu Dich, wenn sie andere auch toll finden).

Buntes Blatt mit Schmeißfliege – kein Motiv für Postkarten – aber ich finde es schön…

Curiosity kills the cat… Bleib trotzdem todesmutig neugierig…

Klar, so manches Katzenleben ist schon aufgrund der Neugierde von Katzen ausgelöscht worden – aber es sind auch viele Erlebnisse aufgrund von Neugierde erlebt worden, die ohne Neugierde nicht erlebt worden wären.

Ich persönlich schaue gerne in die unbelebten Gassen, wenn ich in fremden Städten unterwegs bin und ja, so manches mal war ich auch froh, wieder heil rausgekommen zu sein.

Meine spannendsten Straßenfotos habe ich nicht auf der Frankfurter Zeil geschossen, sondern in den kleinen Seitenstraßen – und das nicht nur in Frankfurt, sondern überall, wo ich mich bisher in der Welt herumgetrieben habe.

Ebenso habe ich schon so manchen Wanderweg verlassen und habe mich auf unwegsames Terrain begeben, um die schönsten Fotos zu schießen. Manchmal sieht man den Wasserfall am besten eben nur, wenn man im Fluß steht und nicht daneben…

Einer meiner wichtigsten Fototipps ist daher der: Bleibe neugierig und schule Deinen Blick für die interessanten Dinge, die im Versteckten vorhanden sind…

Gehe langsamer, wenn Du gute Fotos schießen willst

Wenn ich mal laufe (wandere) und alleine bin, neige ich dazu, einen schnellen Schritt zu entwickeln. Ich bin dann manchmal wie in einem Tunnel und laufe und laufe und laufe…

Dabei habe ich aber oft auch Scheuklappen auf, den Blick stur nach vorne gerichtet und sehe nicht mehr, welche Details rechts und links von mir liegen – oder hinter mir.

Deswegen erinnere ich mich beim Wandern (und dabei entstehen die meisten meiner Fotos) immer wieder daran, dass ich nicht aus sportlichen Gründen unterwegs bin, sondern zum Fotografieren.

Nur wenn ich langsamer gehe und mir die Zeit nehme, nicht nur nach rechts und links zu schauen, sondern ab und zu auch zurück, finde ich z.B. die vielen „Gesichter der Natur“, für die ich bei den einen oder anderen bekannt bin.

Landschaftsfoto / Naturfoto Blattgesicht

Aus dem gleichen Grund wandere ich auch viel mehr, anstatt mit dem Fahhrad zu fahren, was ich eigentlich sehr gerne mache. Aber: Auf dem Rad bin ich einfach zu schnell und die Kamera ist nie griffbereit genug, um in Ruhe aufzusaugen, was an an schönen Motiven am Wegesrand liegt.

Scheiß aufs Bildrauschen bei hoher ISO

Schaut man sich auf Youtube und in Fotozeitschriften um, so gewinnt man schnell das Gefühl, dass „Bildrauschen bei hoher ISO-Zahl“ ein Verbrechen sei, das es unbedingt zu vermeiden gilt.

Mein ehrlicher Tipp zu diesem Thema: Scheiß drauf!

Natürlich ist es toll, dass Digitalkameras heutzutage in der Lage sind, immer weniger Bildrauschen zu erzeugen, bei immer höhere „Filmempfindlichkeit“.

Aber zum einen war Bildrauschen (Früher „Korn“) noch nie wirklich ein KO-Kriterium für Fotos und zum anderen ist es heutzutage spätestens in der Bildbearbeitung einfach möglich, Bildrauschen zu reduzieren.

Ich persönlich nutze hingegen vielmehr die Möglichkeit mit hoher ISO Zahl zu arbeiten, um schärfere Bilder zu erzeugen und meine Flexibilität bei der Belichtung zu erhöhen.

Wenn ich die Wahl habe, zwischen einem verwacklungsfreien Foto und einem rauschfreien Foto, nehme ich sicher das scharfe Bild.

Lieber blende ich mein Objektiv auf sein Schärfenoptimum ab (und ich nutze meist lichstarke Festbrennweiten) und stelle eine schnellere Verschlusszeit ein (um Verwacklung zu vermeiden), als das ich mir über etwaiges Bildrauschen den Kopf zerbreche.

Die Vorteile hoher ISO Werte machen sich – besonders in meinem Fall – sehr häufig bei meinen Fotos im dunklen Wald positiv bemerkbar.

Es gab noch nie den Fall, dass ich mich darüber geärgert hätte, dass ein Bild „rauscht“, weil ich eine hohe ISO eingestellt hatte, aber es gab schon Fälle in denen ich dachte, dass ich doch besser eine höhere Verschlusszeit gewählt hätte, um verwacklungsfrei zu fotografieren – und das, obwohl meine Kamera mit ihrem Stabilisator schon eine Menge ausgleichen kann.

Deshalb mein Rat: Nutze hohe ISO Werte bei modernen Kameras, um Deine Flexibilität zu erhöhen und lass Dir nicht von Technik-Korinthenkackern auf Youtube einreden „Dein Bild darf nicht rauschen“.

Moderne Digitalkameras erzeugen auch bei 3200 ISO noch tolle Fotos – spätestens in der Nachbearbeitung (in RAW fotgografierst Du ja sowieso 🙂 ).

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