Die bereits gekippten Grabsteine lehnen lässig an ihrem Vorder- oder Nebenmann. Fast so, als wollten sie keck zu etwas auffordern. Millimeterweise scheint hier Bewegung im Boden zu sein.
Täglicher Archiv: Baum
Nachdenklich wiegen sich die vielen Äste im seichten Wind, als wollten sie den Schmerz der Welt betrauern. Vielleicht nennt man sie deswegen Trauerweide. Kleine, trockene Blätter lösen sich und lassen sich davon tragen, wie Tränen. Dramatisch rauscht das Blattwerk, bis es wieder, Ermangelung eines Luftstoßes, zum Stillstand kommt.
Die grüne Seite der Großstadt gibt einem das geborgene Gefühl von Waldbaden. Flanieren im Alltagstrubel. Abschalten. Ausschalten. Die Hektik in Anzug und Krawatte vergessen. Die Seele der Natur in sich spüren. Das Dauerrauschen der Straßenbahnen und Autos, das Dauerklingeln in den Ohren verklingen lassen.
Die grüne Seite Frankfurts ist so viel mehr als ein Park. Es ist ein notwendiger Ausgleich zwischen den Towern, dem Straßenlärm, einer Stadt die niemals schläft.
Diese eiskalten Händchen wirken, als wollten sie auf einem unsichtbaren Klavier spielen. Mit den Fingern auf imaginären Tasten gleiten, virtuos nach der Taste suchend.
Langsam stetig rottet dieser Stamm vor sich hin. Totes ungenutztes Holz ist kostbarer Nährstoff. Das weiche, feingliedriges Moos bewuchert kleine Spalten und Ritzen im Holz. Es sprengt die Fasern und Strukturen auf, machte dadurch Platz für neues, was dort siedeln möchte.
Der schwere Duft, eine Mischung aus herben Terpenen, saftigem Holz, Tabak und hauchzarter Süße beflügelt die Sinne, rückt man mit der Nase nah genug an den Ast. Beschreibe den Duft eines torfigen Waldes in nebligen November mit einer Pfeife in der Hand und einem Stück Zartbitter im Mund. Du bist nah dran an dem, wie frisches Baumharz riecht.
Wo Du hinschaust, kleine Gespenster. Dein Hirn spielt dir einen Streich, erkennt in vertrauten Strukturen Dinge – wie eben Gesichter. Diese kleinen Taggespenster hängen überall. An dem Baum vor deinem Haus, im Strauch auf Omas Balkon, in dem Blatt was sich im Spinnennetz auf dem Dachboden verfangen hat. Auf Baumrinden, Ästen, löchrigem Käse und den Mottenklamotten aus Tante Elises Katakomben.
Wälder sind mystisch. Vor allem früh morgens, wenn der Specht noch schläft und die Kinder der Nacht sich zur Ruhe begeben – wenn im Unterholz kein Laut zu vernehmen ist und der eigene Atem sich in kleinen Wolken mit dem Nebel vereinen möchte.
Die Farben des Herbstes sind eine Hommage an den Tuschekasten. Eine Liebeserklärung an leuchtende Farben, die an kräftigen Rotwein, Gold und Fuchsfell erinnern….