In Sozialen Medien trifft man häufig auf den Hashtag #nofilter im Zusammenhang mit Fotografie.
Dabei wird das angebliche „Nichtverfremden“ von Fotos mithilfe von Filtern zu einem erstrebenswerten Gut hochstilisiert.
Ich halte das für ziemlichen Unsinn und erläutere hier wieso.
Es gibt keine veröffentlichten „ungefilterten“ Fotos
Fotos, die irgendwo veröffentlicht werden, liegen meist im Format „jpeg“ oder „png“ vor.
Beide Formate sind Bildformate, die in jedem Fall zuvor von irgendeiner Software aus dem RAW-Format erzeugt worden sind.
Das RAW-Format ist das Format, in dem Bildsensoren ein Foto zunächst einmal aufzeichnen.
Wenn das Jpeg bereits aus der Kamera kommt, durchlief es zuvor den kamerainternen Bildbearbetungsprozess, der es zum Jpeg gemacht hat. Dabei wurde an der Schärfe, am Kontrast und an anderen Parametern geschraubt – mit Hilfe von „Filtern“ – in Form von Algorithmen des Kameraherstellers.
Bei manchen Kameras sind diese sogar einstellbar – bei Fuji z.B. in Form der so genannten „Filmsimulationen“.
Aber selbst wenn die Jpegs mit Hilfe einer Bildbearbeitungssoftware aus dem Raw umgewandelt wurden, lief da irgendein elektronischer Filter drüber – mehr oder weniger.
Warum aus einem guten Motiv kein perfektes Foto machen ?
Das Motiv ist nicht das endgültige Foto – war es noch nie in der künstlerisch-kreativen Fotografie.
Zu allen Zeiten haben Fotografen mit ihren Kameras vor Motiven gestanden und mit speziellen Aufnahmetechniken aus der vor ihnen liegenden Szene ein endgültiges Werk geschaffen.
Beliebte Aufnahmefilter sind und waren Filter (rot, grün, orange, Verlaufsfilter, Polfilter u.s.w.), gezielte Über- und Unterbelichtungen, Veränderungen der Farbtemperaturen, gezielte Langzeit- und Kurzzeitbelichtungen und viele, viele mehr.
Besonders in früheren Zeiten entstanden die weltberühmtesten Werke (z.B. von Anselm Adams) dann in akribischer Dunkelkammerarbeit mit Masken und Abwedel- und Nachbelichtungstechniken.
Die wenigen endgültigen Kunstwerke der Fotografie, die „Out of Camera“ entstanden sind und die es in die Galerien der Welt geschafft haben, kann man wohl an wenigen Händen abzählen – wenn es sie überhaupt gibt.
Ich frage mich, worin der Sinn bestehen soll, aus einem wunderbaren Motiv nicht mit den Möglichkeiten der Fotografie (Aufnahme und Postproduktion) ein endgültiges Kunstwerk zu schaffen.
Heutzutage – bei Digitalkameras – sind viele Filter und andere Beeinflussungsmöglichkeiten bereits kameraseitig durch „Software“ möglich. Nur weil es „Software“ ist, macht es diese nicht schlechter als deren Einsatz in früheren Zeiten, als sie noch „mechanisch“ waren.
Kurzum: Weg mit dem „Nofilter-Dogma“ und hin zum perfekten Foto
Das „Nofilter-Dogma“ verhindert schlicht und ergreifend, dass das Potenzial für wundervolle Fotografien gehoben werden kann.
Vielleicht ist es bei dem einen oder anderen nur die Unfähigkeit, mit der vorhandenen Technik richtig umzugehen und dann wird der Makel zum Dogma erhoben.
Ich jedenfalls werde weiterhin mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen, das Beste Foto aus einem jeweiligen Motiv herauszuholen und kann über das „Nofilter-Dogma“ nur den Kopf schütteln.